Geschichten von Damals

Damals war's
Die Geschichte der Strausberger Friedhöfe


Überall dort, wo sich Menschen ansiedeln, arbeiten und leben, sterben sie auch und finden ihre letzte Ruhestätte. Strausberg hatte im Laufe seiner Geschichte eine Reihe von Friedhöfen, die man teilweise auch bei Bauarbeiten entdeckte.

Der älteste Gottesacker befand sich auf dem Kirchhof um St. Nikolai (an der heutigen Schulstraße). Er wurde 1240 angelegt, als Kaufleute sich am Lindenplatz ansiedelten, und bis ca. 1648 genutzt.

Ungefähr ab 1254 bis 1800 beerdigten die Bürger ihre Toten auch auf dem Pfarrkirchhof um St. Marien. Hohe Würdenträger, Geistliche, der regierende Bürgermeister und Markgraf Otto III. hatten ein Vorrecht, direkt in St. Marien zur letzten Ruhe gebettet zu werden.

Bürger, die wegen eines Vergehens hingerichtet wurden, erhielten kein christliches Begräbnis. Sie wurden auf dem Galgenberg (heute Fontane-Gymnasium) verscharrt. Letztmalig 1750, nach der Enthauptung einer Kindsmörderin.

In der Klosterstraße (Amtsgericht), befand sich seit 1254 der Kloster- oder Mönchsfriedhof direkt neben dem damaligen Kloster. Als Letzter wurde 1552 dort vermutlich der Prior des Klosters begraben.

Nur wenigen ist bekannt, dass am Lustgarten, der Endhaltestelle der Straßenbahn, über 500 Jahre der Georgenkirchhof mit der St. Georgenkapelle war. Ein letzter Ruheplatz für die Armen und Fremden von 1329 bis 1829. Als die Stadt den Kirchhof 1877 für 450 Mark kaufte, verpflichtete sie sich, ihn für immer zur Verschönerung liegen zu lassen.

An der Fähre wurde 1717 der jüdische Friedhof angelegt. Er hatte Bestand bis zur Reichskristallnacht am 9. November 1938, als Synagoge und Friedhof der Zerstörung zum Opfer fielen. Die letzten Mauerreste entfernte man 1945. Heute erinnert eine Gedenktafel an den Ort.

Mit Erbauung des Landarmen- und Invalidenhauses 1791 in der Wriezener Straße kam gleichzeitig ein Friedhof (genannt `Kleiner Friedhof`) dazu. Bis 1796 wurden dort nicht nur Insassen, sondern auch Beamte und Lehrer der Anstalt begraben. Ab 1839 war er die letzte Ruhestätte für Invaliden, bis zur Schließung im Jahre 1909. Noch vor 1945 wurde das Gebiet in eine Grünanlage, den sogenannten `Pestalozziplatz` umgestaltet. Die Aufstellung des Gedenksteines `Für die Opfer des Faschismus` erfolgte 1969.

Ab dem Jahr 1800 wurde östlich der Walkmühlenstraße zwischen Lustgarten und Bahnhofsvorplatz der Mittelkirchhof nebst Gewölbe eröffnet. Auf ihm sollte nur die obere Gesellschaft beerdigt werden. Genutzt wurde er bis 1834, Beisetzungen im darauf befindlichen Gewölbe erfolgten bis 1853.

Auf dem heutigen Sportplatz der Hegermühlengrundschule errichtete die Stadt 1831/32 den Friedhof am Anger. Bis 1903 waren auch dort alle Flächen belegt, sodass dieser nicht weiter genutzt werden konnte.

Nur drei Monate nach Eröffnung des Angerfriedhofs wurde 1832 der Armen- und Invalidenfriedhof `Kirchhof am See` (heute Spielplatz am Straussee) angelegt, um die alten Standesregeln einzuhalten. Es war nicht schicklich, Fremde, Arme und Selbstmörder zusammen mit den Bürgern der Stadt zu beerdigen. Im Jahr 1885 ging der Platz in den Besitz der Stadt über, die ihn in eine Grünanlage verwandelte.

Als Nachfolger diente ab dem Jahre 1908 auf dem heutigen Krankenhausgelände der Friedhof der Provinzialschul- und Erziehungsanstalt.

Der Erwerb des Areals für den Friedhof der ev. Kirchgemeinde (in der Berliner Straße) geht auf das Jahr 1869 zurück. Er befindet sich auf einem ehemaligen, umgestalteten Weinberg und beherbergt die Kriegsgräberstätte I. Weltkrieg - Beisetzung der sterblichen Reste der in Strausberger Lazaretten verstorbenen Soldaten - sowie die Kriegsgräberstätte II. Weltkrieg. (Allein 1945 starben mehr als 1500 Personen, davon ca. 800 Flüchtlinge, an den ausbrechenden Epidemien in Strausberg.)

Erst im Jahr 1974 wurde auf Beschluss des damaligen Rat des Kreises der Städtische Waldfriedhof in der Eggersdorfer Straße (Gelände neben der alten Rennbahn, an der Grenze zu Eggersdorf) errichtet. Zwei Jahre später fanden die ersten Beerdigungen statt. Er dient noch heute als letzte Ruhestätte.

Quelle: Akanthus Heft 16/2005 - Geschichte der Begräbnisplätze
Ein Dankeschön an Frau Karlson vom Heimatmuseum.

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