Bild:© Uwe Spranger
Auch der jüngste Vortrag im Stadtmuseum Strausberg ist weder auf großes Interesse gestoßen. Mehr als 40 Frauen und Männer wollten sich die Ausführungen von Historiker Gerd-Ulrich Herrmann zur Geschichte der Strausberger Eisenbahn anhören. So war der Veranstaltungsraum im ersten Obergeschoss zum Museumsstart nach der Sommerpause einmal mehr voll besetzt. Unter den Zuhörern fanden sich auch der frühere Geschäftsführer der STE GmbH Andreas Gagel, der aktuelle Betriebsleiter Sebastian Stahl, weitere Beschäftigte und natürlich Bahn-Fans.
Der Chef des Regionalgeschichtsvereins Akanthus hatte aus verschiedenen Publikationen und Archiven Material zusammengestellt. Er ging zunächst auf die Ursprünge mit dem Bau der Ostbahn 1867 und dem preußischen Kleinbahngesetz 1892 ein. Bereits ein Jahr später absolvierte die Strausberger Eisenbahn AG ihre Jungfernfahrt – mit von einer Dampflok gezogenen Wagen. Elf Zugpaare täglich verkehrten zwischen dem Kleinbahnhof an der Ostbahn und dem Stadtzentrum, vor allem um Ausflügler zum See und den Lokalen und Hotels zu bringen. Die Fahrgastzahlen stiegen schnell.
Nachdem zunächst der erste Weltkrieg Pläne für eine neue Strecke für den Personenverkehr gestoppt hatte, fuhr 1921 die erste Bahn auf der heutigen Trasse bis zum Lustgarten, nun elektrisch als Straßenbahn und seit 1919 in städtischer Hand. 1926 wurde die Verlängerung bis zum heutigen Oberstufenzentrum in Betrieb genommen, die 1970 wieder gekappt wurde. Ebenfalls zu DDR-Zeiten war das Ende der Straßenbahn bereits ins Auge gefasst, doch die Anhebung der Ölpreise durch das „Bruderland“ Sowjetunion sicherte ihr Überleben.
Nach der Wende steckte die Stadt viel Geld in das nun wieder kommunale Verkehrsunternehmen, erneuerte den Fuhrpark, Gleise und Haltestellen. Der Güterverkehr, insbesondere vor und im zweiten Weltkrieg und zu DDR-Zeiten von großer Bedeutung, wurde 2006 eingestellt. Die STE bildet heute das Dach der Stadtwerke-Gruppe, der Landkreis als Aufgabenträger des Personennahverkehrs finanziert die Bahn, aber die Stadt schießt weiter einen großen Anteil zu.
Herrmann ging in seinem knapp 70 Minuten Vortrag auch auf Fuhrpark, Haltestellen, Personal und das Pech mit Jubiläumsterminen ein. Und am Ende war auch noch Zeit für Fragen. Ein Berliner Straßenbahn-Fan kommentierte im Anschluss, er habe viele Anregungen für ein eigenes Kleinbahn-Museum in Niedersachsen bekommen. Herrmann kann sich bei genügend Interesse eine Wiederholung im kommenden Jahr vorstellen. Zuvor will er bereits bei der Volkssolidarität auftreten.
Bereits einen Tag vor der Veranstaltung war dem Museum eine Tafel aus dem Gamengrund übergeben worden. Sie erinnert an ein Treffen von Antifaschisten 1941 in dem Waldgebiet. Viele von ihnen wurden in der Nazizeit hingerichtet. Knapp 40 Personen waren dabei, als Vertreter vom Verband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) Märkisch-Oderland die Tafel zunächst im Garten platzierten. Sie soll bei der Gestaltung des Außenbereichs des Museums einen würdigen Platz finden.
Quelle: Stadt Strausberg - Uwe Spranger