
Bild:© Susanne Jakubzik
Von Holland nach Deutschland, dann Straßenmusik in Berlin, jetzt ein Konzert in Strausberg
Neues Wohnen eG organisiert Konzert für ihre Mieter*innen mit Musiker Cüneyt
Zweimal im Jahr veranstaltet die Neues Wohnen eG nun schon seit 5 Jahren Konzerte für ihre Mitglieder und Mieter*innen. Was in der Coronazeit als Balkonkonzerte begann, wurde konsequent ausgebaut und weitergeführt. Waren es zuerst ca. 30 Besucher kommen mittlerweile um die 100 Zuschauer und das nicht ohne Grund. Immer wieder bedanken sich die Mieter*innen für diese kostenlose Angebot. „So sieht man mal seine Nachbarn länger und spürt die Gemeinschaft der Genossenschaft.“ Auch die Qualität der Musik wird oft gelobt. Am Freitag, den 13. Juni 2025 um 17:00 Uhr kommt Sänger Cüneyt mit seiner Gitarre nach Strausberg (Försterweg 2-3). Er ist erst 24 Jahre alt, hat aber schon ein eigenes deutschsprachiges Album veröffentlich und das zweite ist im Prozess. Wir haben Fragen an den Sänger mit der ausdrucksstarken Stimme! Susanne Jakubzik sprach mit dem Sänger.
Seit wann machst du denn Musik und wie kam es dazu?
Ich bin damals mit meiner Familie von Holland nach Deutschland umgezogen. Meine Mutter war Sängerin und hat auf dem Weg nach Deutschland im Zug die Lieder für ihren nächsten Auftritt geübt. Ich habe dann einfach mitgesungen. So ging es, glaube ich, los. Da muss ich ungefähr 5 gewesen sein. Mit 7 hatte ich dann zum ersten Mal eine Gitarre in der Hand. Es war eigentlich verdammt schwer, spielen zu lernen, aber irgendwann konnte ich meine Gitarre dann kaum noch loslassen.
Wie würdest du deine Kindheit und Jugend beschreiben und welche Rolle hat die Musik dabei gespielt?
Also ich komme nicht aus den besten Verhältnissen. Meine Mutter hat mich und meinen Bruder sozusagen allein groß gezogen, auch wenn es da immer Mal einen neuen Mann gab, der dann aber auch wieder weg war. In der Schule wurde ich jahrelang gemobbt. Früher war es so: Wenn irgendwas schlecht gelaufen ist, dann habe ich mich immer in meinem Zimmer eingesperrt und hab stundenlang Gitarre gespielt. Dann habe ich einfach alles um mich herum ausgeblendet. Das war dann irgendwie so meine heile Welt, die mich durch die ganze Kindheit begleitet hat.
Du hast über 25.000 Fans auf TikTok und machst jeden Tag ein Livekonzert, das man online mitverfolgen kann. Wie hat das angefangen und warum nennst du diese Livestreams Sitzkreis?
Ich habe letztes Jahr eine Reise in die Türkei gemacht und war zwei Monate da. Ich hatte schon so viel versucht, um mit meiner Musik erfolgreich zu werden und war an dem Punkt, dass ich gesagt hab: Ich höre jetzt auf eine Musikkarriere anzustreben und mach ab jetzt nur noch Musik für mich allein. Ich habe dann aber ein Video auf TikTok hochgeladen, in dem ich singe und Gitarre spiele und mir eigentlich nichts dabei gedacht. Das hatte dann aber unglaublich viele Aufrufe und als ich dann einfach mal ein Onlinekonzert ausprobierte, haben das 600 Leute verfolgt. Das war für mich ein Zeichen, doch nicht aufzuhören und einfach auf dieser Plattform weiter für meine Musikkarriere zu kämpfen. Seitdem war ich jeden Tag online und habe Musik gemacht, meistens am Abend. Da habe ich gemerkt, dass es vielen hilft, meine Musik zu hören, abends, wenn es ihnen nicht so gut geht oder sie Probleme haben einzuschlafen. Es ist ein Raum, in dem sich die Zuschauenden im Chat unterstützen, ein sicherer Raum, eben ein bisschen wie ein „Sitzkreis“.
Lebst du von der Musik oder für die Musik?
Ich würde sagen: beides. Ich bin ja auch Musiklehrer an einer Grundschule und mache Straßenmusik. Da verdiene ich Geld und lebe deshalb von der Musik. Aber wenn ich ehrlich bin und vom Gefühl her, lebe ich doch schon mehr für die Musik.
Wie ist denn die Arbeit mit den Kindern? Was ist dir bei deinem Musikunterricht wichtig?
Ich priorisiere den Spaß an der Sache mehr als alles andere. Das hat mich auch selbst einfach immer am meisten weitergebracht. Man braucht diesen Spaß an der Sache, sonst hält man das auch nicht lange durch. Ich arbeite sehr viel spielerisch.
Da bist du bestimmt auch ein gutes Vorbild! Hast du selbst eigentlich ein Vorbild?
Ja, auf jeden Fall! Ich mag Ed Sheeran sehr und fühle mich ihm auch irgendwie nah, weil er auch zuerst Straßenmusiker mit Gitarre war und seine eigenen Songs geschrieben hat.
Wie entstehen denn deine Songs?
Ein Magier verrät seinen Trick nicht! (lacht) Nein Spaß. Es sind so Gedankenblitze oder so ein Impuls, der sich richtig anfühlt, so nach dem Motto: das muss gerade passieren. Es ist, als ob man gerade im Einklang mit der Welt steht. Ich würde sagen, ich schreibe die besten Songs, wenn ich mich frei und unbeschwert fühle.
In deinen Songs kommen ein Eisbär, eine Plastiktüte, Dächer von Italien vor, aber eigentlich geht es um was ganz anderes. Warum magst du Metaphern so sehr, statt die Dinge, wie z.B. bei Schlagermusik direkter zu benennen?
Ich glaube, ich mag es sehr, mich in Dingen zu sehen. Ich sehe etwas und sehe meine Geschichte darin. Das ist meine Art zu schreiben, meine Art die Welt zu betrachten und zu sehen.
Nutzt du selbst Musik für bestimmte emotionale Zustände?
Musik ist ein merkwürdiger Teil in meinem Leben, manchmal kommt zu kurz, dass ich einfach nur für mich selbst spiele. Besonders oft mach ich das aber, wenn ich in einer richtigen Trauer bin. Dann spiele ich einfach so was mir gerade einfällt ohne nach zu denken. Das hilft mir dann, Emotionen rauszulassen wenn ich einfach so vibe.
Ist das bevorstehende Konzert für die Neues Wohnen eG dein bisher größtes Livekonzert? Bist du vor so einem Auftritt vor ca. 100 Leuten noch nervös?
Nein, mein größter Aufritt ist es nicht. Ich habe schon vor 2.000 Leuten auf Festivals gespielt. Aber ich bin immer nervös vor Auftritten, auch wenn ich Straßenmusik mache. Aber solange ich es so machen kann, wie ich es mag und meine Gitarre dabeihabe, fühle ich mich irgendwie sicher. Ich sehe es mehr so, dass ich einfach da bin, offen bin und eine gute Zeit mit den Leuten habe.
Hast du schonmal überlegt an einer TV-Show wie DSDS oder The Voice teilzunehmen?
Ja. Kann sogar sehr gut sein, dass ich noch dieses Jahr live im Fernsehen bei einer dieser Shows dabei sein werde. Mehr kann ich leider noch nicht dazu sagen. (lacht)
Was ist dein Ziel? Wohin soll es musikalisch gehen?
Gerade bin ich in einer Selbstfindungsphase. Vor ein paar Monaten war ich noch sehr verbissen und habe zu viel auf einmal gewollt. Aber jetzt weiß ich, sich vom Leben leiten zu lassen, wenn man den Kurs verliert, ist manchmal am besten, weil das Leben irgendwie immer die Antworten parat hat, wenn man sich drauf einlässt.