
Bild:© PR - Diakonie
Immer einmal im Jahr in der 3. Juniwoche eines Jahres widmen wir uns als Hospizdienst der Öffentlichkeit. Eigentlich eher im geschützten Raum begleitend, ist es umso wichtiger, sich in der Vielfalt der Begleitungsthemen auch mal in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Am 16.6.25 luden wir in unsere neuen Räumen in der Landhausstr. 8 ein. Erst kürzlich eingeweiht, nutzten wir den Vorstadttreff zu einem Arbeitstreffen zum Thema Sternenkinderfamilien.
Zu Gast waren mehrere Hebammen und Bestatterinnen, Trauerbegleiterinnen, eine Frauenärztin, eine Krankenhausseelsorgerin, eine Trauerrednerin, ein Sternenkinderfotograph und ein betroffenes Elternpaar.
Gemeinsam haben wir erkundet, wie die Angebotsstruktur hinsichtlich der Versorgung von Sternenkindereltern nach einer Fehlgeburt in unserem Landkreis aussieht. In bewegenden Erfahrungsberichten wurde deutlich, wie stark uns das Thema verbindet. Und wie angstbesetzt wir es immer wieder wahrnehmen.
Es wurde auch herausgearbeitet, was noch fehlt: Beispielsweise in der Gesprächsführung und Vernetzung der Frauenärzte. Diese sind ja die erste Anlaufstation für Schwangere. Betroffene berichten von Unsicherheit der Ärztin, die Beratung zur Fehlgeburt sei nicht ausreichend und zu selten werde an hilfreiche Stellen weitervermittelt.
Das ist nicht hilfreich für eine Frau in solch einer Krisensituation auf sich selbst gestellt zu bleiben.
Es wurde auch von sehr zugewandten Erfahrungen mit Frauenärzten berichtet. Oft waren es Frauen, die selbst eine Fehlgeburt hatten oder sich selbständig in das Thema eingearbeitet haben und für die es ein Herzensthema ist.
Eine ehemalige Frauenärztin, nun in Rente, betont, wie wenig das Thema im Studium vorkam und Gesprächsführung in schwierigen Situationen fast nicht geübt wurde. Dabei sollte eine Frauenärztin eine entscheidende Schlüsselfigur sein, die einer Patientin nach einer Fehlgeburt mit einer zugewandten Haltung und offenen Ohr begegnet, ihr Zeit für den Prozess, Zutrauen und hilfreiche Adressen gibt. Sie wünscht sich, dass angehende Gynäkolog*innen besser auf solche Gespräche vorbereitet werden als sie.
Jede 3. Schwangerschaft endet in einer Fehlgeburt- es ist also leider alles andere als ein Randthema. Trotzdem wird der Schmerz ins Private verschoben. Als wäre der Schmerz nicht besser gemeinsam zu ertragen, genau, wie die Freude über ein Kind.
Dabei gibt es viele Kleinigkeiten, die man tun kann. Eine einfühlsame Begleitung der Situation ermöglicht eine würdige Abschiednahme vom Kind. Da hilft das Berühren, das Einbetten des Kindchens in ein Nestchen und auch das Fotografieren des Kindes. Zeit mit dem eigenen verstorbenen Kind zu verbringen, kann helfen, dies Unbegreifliche zu begreifen.
Das Schwere in unseren Lebenslauf zu integrieren ist notwendige Schwerstarbeit. Das leistet Trauerarbeit. Dieser Prozess entscheidet über das Gelingen des Weiterlebens maßgeblich mit. Deswegen braucht es Unterstützung von Menschen, denen es ein Herzensthema ist, die Frauen in solchen Krisensituationen gut zu begleiten. Und Ihre Partner und Eltern und auch nicht zu vergessen die Geschwisterkinder. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, aber jeder einzelne kann vor Ort mithelfen. Denn wir so oft bei hospizlichen Themen: hier kommen die entscheidenden Weiterentwicklungen nicht aus Lehrbüchern, sondern von menschlichen Herzen.
Isabell Friedrich - Leitende Koordinatorin
Quelle: Diakonisches Werk Oderland-Spree e.V.