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(ws) Wer über die Jahre die Ausstellungen im Kundencenter der Stadtwerke Strausberg GmbH, 15344 Strausberg Kastanienallee 38 verfolgt hat, weiß, dass hier nicht nur gestandene oder angehende bildende Künstler anzutreffen sind. Die Stadtwerke ermöglichen auch, Gemaltes oder Plastiken von Aktiven öffentlich zu präsentieren, deren Menschenschlag nicht gleich eine künstlerische Einordnung beansprucht. Und der zumeist selbstkritisch einzuschätzen vermag, dass noch einiges getan werden muss, um angestrebten Anforderungen zu genügen. Die Lust derjenigen auf Geschaffenes in schöngeistiger Hinsicht ist allemal Beachtung wert, macht vielleicht anderen Freude und regt unter Umständen Zeitgenossen zu Ähnlichem an.

Gisela König, die sich ab dem 6. Mai im Kundencenter überwiegend mit Malerei vorstellt, war es ewig nicht vergönnt, sich dieser ersehnten Beschäftigung widmen zu können. Die Seniorin hatte zwar schon in der Kindheit „furchtbar“ gerne gemalt, Verpflichtungen ließen aber lange nicht zu, ihrer Ambition zu folgen. Wegen der Arbeit der Eltern hatte sie zunächst ihre zehn Jahre jüngeren Geschwister zu betreuen. Später hielt sie ihre eigene große Familie mit Kindergroßziehen, Haushalt und beruflichen Belastungen davon ab. Irgendwann äußert sie, ihr Begehren nach dem Pinsel wenigstens im Rentenalter in die Tat umsetzen zu wollen. Der nun erwachsene Nachwuchs nimmt den Wunsch ernst und schenkt ihr zum 60. Geburtstag eine Staffelei samt Zubehör. Natürlich mit der Erwartung, bald Gemaltes zu sehen zu bekommen. Doch ein neuer Job hält die Eggersdorferin weiter davon ab. Als sie 64 ist, greift sie mit Enthusiasmus endlich zu den Utensilien. Über die Zeit schaut sie sich bei unterrichtenden Berufsmalern in viel zu knappen Lehrveranstaltungen und bei Gleichgesinnten so manches Handwerkliche ab. Es faszinieren sie als Motive vor allem Landschaften, alte Gemäuer oder Wolkengebilde.

Gern würde sie vom Gegenständlichen weg ins Abstrakte gehen, was hier und da schon einwenig gelingt. Aber sie verfalle immer wieder noch ins Bisherige. Am liebsten malt sie in Acryl, mag auch die Pastelltechnik und will sich die Ölmalerei erschließen. Aber da muss sie, wie sie sagt, sich noch weiterbilden. Ihre bis zum 18. Juni 2009 dauernde Ausstellung „Was das Auge sieht, setzt die Hand um“ versteht sie als Auswahl in der Art einer Zusammenfassung dessen, was sie bisher geschaffen hat. Der Titel meint auch den Fotoapparat, der Momente fixiert, die das Auge zwecks interessanter Modellvorlagen wahrnimmt. Neugierig ist sie natürlich darauf, wie Betrachter über ihre Malerei urteilen. Sollte ein Bild gekauft werden, muss es ja gefallen. Der Umgang mit den Farben macht ihr nicht nur Freude und bei Vollendung eines Bildes einfach Spaß. Beim Malen weitgehend im Sitzen kann sie dermaßen abschalten, dass sie nicht einmal die Schmerzen spürt, die ansonsten vom Rücken und von der Hüfte her ausstrahlen. Vielleicht aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr malen zu können wäre für sie ein großer Verlust. So wünscht sie sich, dass bis zu ihrem Ende Augen und Finger immer funktionieren mögen.

Erneut hat sie entschieden, sich an der Brandenburger Bildhauer-Sommerakademie Strausberg für Bronzekunst zu beteiligen. Beim ersten Mal im vergangenen Jahr hätte sie beinahe schon am Anfang aufgegeben. Andere Teilnehmer machten ihr Mut. Trotz Kraftanstrengung war sie letztlich froh, wegen der motivierenden Arbeitsatmosphäre und ihres persönlichen Erfolges dageblieben zu sein. Ihre entstandene Bronzeplastik wird sie in der Ausstellung zeigen. Zur Vernissage am 6. Mai ab 18.00 Uhr im Kundencenter sind Besucher herzlich eingeladen.