
Wasserzufuhr für Straussee erscheint machbar
Für eine Überleitung von Wasser aus dem Rüdersdorfer Kriensee Richtung Strausberg zur Stabilisierung des Straussees und des Grundwassers gibt es keine grundsätzlichen Hindernisse. Das ist das Fazit des Abschlussberichts zur ersten Phase des Projekts „Machbarkeitsstudie zur Stützung des Wasserdargebots des Straussees“. Er wurde am 24. Oktober in der Hegermühlen-Grundschule öffentlich vorgestellt. Experte Nico Trauth vom beauftragten Planungsbüros Björnsen erläuterte überdies, dass für eine nötige Rohrleitung eine Trassenführung östlich von Hennickendorf und Strausberg favorisiert wird.
In der Phase 1 hat das Büro Träger öffentlicher Belange zu dem Vorhaben abgefragt und insgesamt vier Varianten für den Verlauf der Leitung untersucht. Laut Trauth halten es die wichtigsten Behörden für genehmigungsfähig, dass in den niederschlagsreicheren Wintermonaten Wasser zum Roten Hof Graben nördlich des Straussees gepumpt wird. Entnommen werden soll es dem Kriensee in Rüdersdorf, in den für den Cemex-Kalksteintagebau abgepumptes Grundwasser eingeleitet wird.
Das Wasserdefizits des Straussees betrug nach Angaben des Experten bereits 2018 rund 600.000 Kubikmeter gegenüber 2010. Um das auszugleichen, müsste eine Leitung ca. 100 Liter pro Sekunde transportieren können. Deshalb wird ein Rohr mit 40 oder 45 Zentimetern Durchmesser empfohlen, erdverlegt in etwa 1,20 Metern Tiefe. Nötig werden überdies Entnahme- und Auslassbauwerke, Entlüfter, Pumpstationen, Querungen von Straßen und Bahnlinien sowie gegebenenfallsMulden/Rigolen im Endbereich. Für die Vorzugsvariante wird nach jetzigen Schätzungen mit Investitionskosten von gut neun Millionen Euro gerechnet. Hinzu kommen Kosten für Grunderwerb für die Trasse sowie jährliche Betriebskosten von etwa 300.000 Euro.
Bürgermeisterin Elke Stadeler lobte die bisherige Arbeit als „beeindruckend“. Sie und viele anwesende Stadtverordnete waren erfreut, dass auch vom Potsdamer Umweltministerium positives Echo kam. Jean Henker, Referatsleiter Oberflächenwasser und Siedlungswasserwirtschaft, kündigte bei der Präsentation öffentlich an, dass auch für Phase zwei grünes Licht gegeben werde. Die Förderzusage stand vorher noch aus.
In Phase zwei werden die Untersuchungen vertieft. Volker Jungk vom Büro AKVO kündigte unter anderem hydrologische Erkundungen an. Beispielsweise werden die Versickerungsfähigkeit am Roten Hof Graben unter die Lupe genommen und Simulationen erstellt. Überdies sollen Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhalts in der Region und das Potenzial von Waldumbau betrachtet werden. Nicht zuletzt würden ökologische und chemische Untersuchungen vorgenommen. Beispielsweise müsse die Armleuchteralge im Straussee vor negativen Einflüssen geschützt werden.
Laut dem vorgestellten Zeitplan soll nun bis Jahresende 2023 Ausschreibung und Vergabe für Phase 2 erledigt sein. 2024 sollen dann die Leistungen erbracht werden. Aus der Diskussion gab es die Anregung, gegebenenfalls auch das Annafließ und eine nahe stillgelegte Abwasserleitung als mögliche Trassen zu prüfen.
Der Ministeriumsvertreter mahnte weitere Gespräche mit der Stadt an. Es müsse zum Beispiel geklärt werden, wer am Ende Maßnahmeträger bzw. Betreiber sei und die Betriebskosten trage. Und er machte deutlich, dass das Land nicht 100 Prozent der Investitionskosten tragen werde. Schließlich sei der Wassermangel kein alleiniges Problem des Straussees. Außerdem wurde deutlich, dass es noch zehn Jahre dauern könnte, ehe wirklich Wasser fließen würde.