
In Zeiten von Sprachzerstörung und Reizüberflutung erinnern Ulrich Tukur und
Christian Redl an den Ursprung von Theater: an die Sprache als ehrlichste Übermittlerin guter Geschichten. Beide Schauspieler sind in ihrer Jugend mit großen
deutschen Gedichten in Berührung gekommen. Ulrich Tukur durch seinen Vater, der an
seinem Bett Goethe und Schiller rezitierte. Christian Redl durch legendäre Abende und Plattenaufnahmen mit Klaus Kinski. Neben ihren Lieblingsgedichten widmen sie sich
einer unzeitgemäßen Form der Erzählkunst. Den Älteren noch eine nicht nur frohe Erinnerung an den Deutschunterricht, sind Balladen oft meisterhaft erzählte Kurzgeschichten, in denen es plastisch und pointiert um Dinge geht, die auch in jedem Kriminalroman für Spannung sorgen: um Verführung, Treue und Verrat, um unerwiderte Liebe, um Leben und Tod. Und in all dem hohen Ton findet man zwischen den Reimen die Nähe zu Bänkelsang, Komik und Kolportage: Wie eine alte Boulevard-Zeitung im klassischen Versmaß. Nur mit ihren Stimmen, ein wenig Mimik und unendlich viel Bühnenerfahrung erzeugen Ulrich Tukur und Christian Redl mit Texten von Goethe, Fontane, Brecht und Enzensberger fantastische Welten, die, weil es immer um große Schicksale geht, tief berühren. Mit oft zeitgleich zu den Texten
entstandenen Kompositionen reagiert die Pianistin Olena Kushpler am Klavier auf die
gesprochenen Worte.
Sa, 30.4., 17 Uhr
Musikalische Lesung, Großer Saal
Eintritt: € 30,- / ermäßigt
und NHB-Card € 24,-