Geschichten von Damals

Damals war's
Die Gräfin

Im Jahre 1926 beobachteten Bürger der Stadt des öfteren eine fremde gutbetuchte Dame beim Spazierengehen. Allem Anschein nach, war sie sehr wohlhabend. Ob sie am 7. Mai 1926 die Straßenbahn verpasste oder nur die frische Luft genießen wollte, ist nicht bekannt.

Tatsache ist, sie wurde westlich der Straßenbahn zwischen den Stationen Heger- und Schlagmühle tot aufgefunden. Die ca. 40 Jahre alte Frau wies eine Schußwunde im Oberkörper auf und ihr wurde Schmuck und Geld geraubt. Vermutlich hatte ein kurzer aber heftiger Kampf stattgefunden. In unmittelbarer Nähe fand man ihren Spazierstock.

Ein Tatverdächtiger war schnell gefunden. Zeugen beschrieben einen ca. 20-jährigen mittelgroßen Mann, der bereits Tage zuvor in der gleichen Gegend gesehen wurde und zwei junge Mädchen belästigt hatte.

Laut einer Todesanzeige in der `Strausberger Zeitung` vom 10. Mai handelte es sich bei dem Opfer um Gräfin Margarethe Lambsdorff von der Wenge. Die Beisetzung erfolgte im Rahmen einer prunkvollen Trauerfeier im Familiengrab auf dem Südwestfriedhof in Stahnsdorf.

Für die Auffindung des Mörders wurde eine Belohnung in Höhe von 2000 Mark ausgesetzt. Ein Händler sah ihn noch einmal am 12. Mai 1926, als er den gestohlenen Schmuck zum Verkauf vor der Zentralmarkthalle am Berliner Alexanderplatz anbot. Leider erkannte er den Täter nicht sofort. Ob er je gefasst wurde ...

In Stahnsdorf, der großen Grabstätte der Familie Lambsdorff, wurden neben Margarete von der Wenge Gräfin von Lambsdorff noch acht weitere Familienmitglieder beerdigt. Und 83 Jahre später, im Jahre 2009 fand auch die Beisetzung des FDP-Ehrenvorsitzenden und früheren Bundeswirtschaftsministers Otto Graf Lambsdorff statt.

Quelle: `Strausberger Zeitung` vom 8. Mai 1926 (Ein großes Dankeschön an Frau Karlson vom Heimatmuseum Strausberg.)

Fotoquelle: Ernst Rose (pixelio.de)

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