Geschichten von Damals

Damals war's
Badeanstalten am Straussee


Der Straussee mit seiner schönen Umgebung lockte schon immer viele Berliner Ausflügler an. Problemlos konnten sie mit der neuerbauten Ostbahn ab 1867 bis Strausberg-Vorstadt fahren und einige Jahre später auch mit dem Dampfzug der Kleinbahn. Anziehungspunkte waren in den Sommermonaten meistens die Freibäder. Bereits 1851 existierten in Strausberg vier Badeanstalten.

Von der Bevölkerung nicht gern gesehen, war die `Militärbadeanstalt` am Ostufer des Straussees (heute Badewiese). Sie wurde von Füsilieren des 60. Infanterie-Regimentes angelegt, die von 1860 bis 1868 in Strausberg stationiert waren. Nach ihrem Abzug übernahm die Stadt das Bad. Es erhielt den Namen `Städtische Badeanstalt vor dem Wriezener Tor` bis es 1901 dem Abriss zum Opfer fiel.

Im gleichen Jahr ließen die Stadtverordneten an der Wiese zur Badstraße (heute Nr. 4 und 5) die `Städtische Frauenbadeanstalt` anlegen. Ein kleines Badehaus, ringsum vollkommen geschlossen mit Holzbauten und nicht einsehbar, später erweitert und zur `Öffentlichen Frauenbadeanstalt` umgestaltet.

Unter der Regie von Schwimmlehrer Fürst wurde an Stelle der ehemaligen `Städtischen Badeanstalt` eine `Städtische Männerbadeanstalt`, ganz modern mit Sprungbrett, aufgebaut. Aufgrund von vermehrten Klagen über Belästigungen durch das Herüberschwimmen vom Männer- zum Frauenbad und umgekehrt, wurde 1928 beschlossen, das Frauenbad abzureißen und die ehem. Männerbadeanstalt zum städtischen Familienbad zu modernisieren. Es hieß von nun an `Alte Badeanstalt`, im Volksmund aber abwertend `Volksbadeanstalt`, weil nur einfache Leute dort einkehrten.

Dem Eisenwarenhändler Daniel Gepke ist es zu verdanken, dass neben der Fähre über den Straussee auch ein Herren- und Damenbad jenseits des Seeufers `Das Seebad` entstand. Bereits 1894 erhielt er die Genehmigung, auf eingerammten Pfählen im See, umschlossen von einer weißen Holzwand mit Umkleidekabinen das Objekt zu bauen. Es entstanden zwei viereckige Bassins, getrennt nach Damen und Herren. Zum Anwesen gehörte ein Restaurant mit Kegelbahn.

Im Gegensatz zu den städtischen Schwimmanstalten mussten die Besucher Eintritt zahlen. Mit Beginn der Badesaison druckte die örtliche Presse sogar die tägliche Wassertemperatur ab und zur besseren Personenbeförderung verkehrten auf dem Straussee vorübergehend zwei Motorboote `Möwe` und `Helgoland`, betrieben von Herrn Conrad Schulz.

In der Badstraße (hinter dem Areal des Anglerverbandes) baute die Schul- und Erziehungsanstalt im Jahre 1904 ihre eigene `Heimbadeanstalt` auf Pfählen im See. Als einfaches hölzernes Quadrat angelegt, war das Bad zum See hin offen und durch Seitenwände nicht einsehbar. Im II. Weltkrieg nutzte die Wehrmacht das Objekt. Deshalb ging es als `Mili-Badeanstalt` in die Geschichte ein. Nach dem Krieg diente die Anlage den sowjetischen Soldaten, bis sie zerfiel. Das Holz wurde als Brennmaterial genutzt.

Eine weitere Einrichtung war das private `Schwimmbad am Schützenhaus` (heute Seegasthof). Der damalige Wirt Herr Lehmann, ließ es auf Pfählen im See getrennt nach Damen und Herren errichten. Als der Schwimmlehrer Hermann Hopfe später das Bad übernahm, bot er sogar Schwimmkurse an. Unter der Regie des Schützenhauswirtes Wetzel verfiel das Bad nach dem 1. Weltkrieg. Er hatte die zündende Idee, den angrenzenden Wäschetrockenplatz gegen ein anderes Gelände zu tauschen. Einzige Bedingung: die Entstehung eines neuen Familienbades.

Die Stadtoberen stimmten zu und gaben die Mittel frei. Im Januar 1924 schritten Mitglieder der beiden Strausberger Schwimmvereine zur Tat und rammten während der Eisperiode die Grundpfeiler für die neue Anlage in den Grund des Sees. Zur feierlichen Einweihung der `Städtischen Seebadeanstalt` kam es dann am 20. Juni 1925 u. a. mit einem Bootskorso, Vorführungen der Schwimmvereine, Wasserspielen und Sprüngen vom 1-, 3- und 5-Meter-Turm. Alle waren von der Anlage begeistert, nur der Direktor des benachbarten Gymnasiums nicht. Er fürchtete eine nicht zumutbare Störung des Schulbetriebes durch Lärmbelästigung.

Stärk beschädigt wurde die neue Badeanstalt nach Kriegsende durch Russen, die zum Zeitvertreib Handgranaten in den See warfen. Die allerwichtigsten Instandsetzungsarbeiten konnten erst 1950 geleistet und der Badebetrieb wieder aufgenommen werden. Weitere Reparatur- und Erweiterungsmaßnahmen erfolgten im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes. Nach Süden kam eine erweiterte Badewiese dazu und die Gebäude erhielten neue Farbanstriche. Den inzwischen baufälligen Sprungturm ersetzte man 1972 wegen Holzmangels durch ein Stahlgerüst mit Rutsche. In der Badeanstalt fanden nun Schwimm- und Strandfeste, Sportveranstaltungen und Neptunfeiern für Kinder statt.

Erst 1995 gelang es mit Hilfe von ABM-Kräften, die denkmalgeschützte Badeanstalt so zu rekonstruieren, dass der ursprüngliche Zustand eines 20er Jahre Strandbades fast wieder hergestellt wurde.

Quelle: Akanthus 17/2005 Strausberger Badeleben und seine Anstalten

Wir danken Frau Karlsohn vom Heimatmuseum für ihre Unterstützung.

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